Warum so lange mit dem Schicksal hadern?
Das habe ich mich gestern beim Elternabend gedacht. Mein Großer Sohn geht mittlerweile in die 8. Klasse. Wie bereits einige male erwähnt, ist es eine Modellklasse, in der versucht wird die besseren Schüler innerhalb der Realschule zu fördern.
Wie ich finde ein richtiger Ansatz. Wir sind das erste (und vielleicht auch das letzte) Jahr, in dem hier getestet und geprüft wird. Dass dies oft nicht ohne Fehler von statten geht und dass in gewisser Weise wohl auch experimentiert wird, sollte hier wohl klar sein.
Auch von Seiten der Schule und dem damaligen Rektor wurden einige Fehler gemacht. Wohlgemerkt in der 7. Klasse.
Nun sind wir in der 8. Klasse und noch immer wird auf den Fehlern von damals herumgeritten und dass das so eigentlich gar nicht gewünscht wäre.
Also erstens. – wenn dann hätten die betroffenen Eltern damals was sagen sollen und einschreiten sollen, wenn das so nicht erwünscht war. Und zweitens – man kann es nun sowieso nicht mehr ändern. Und drittens – eigentlich geht es dem Kind doch jetzt gut. Ja, es ist ein Teenager. Ja in der anderen Klasse ist die Freundin. Ja, dort sind vielleicht auch mehr Jungs….
Was soll das?
Teenagergebahren ist ja schön und gut. Doch warum jetzt noch nachjammern? Es ist doch logisch, dass es Teenagern in der Schule vielleicht mal nicht so gefällt. Das ist doch normal und natürlich. Und wer sagt, dass es in der anderen Klasse so viel besser wäre? Diese Klasse ist zumindest klein und die Gemeinschaft gut und die Lehrer kommen mit ihnen gut aus und das Niveau hoch. Was will man mehr?
Geändert werden kann es doch sowieso nicht mehr und auf die Fehler herumzureiten, die von den Vorgängern gemacht wurden – hilft doch auch nichts mehr.
Dann der Name – es wird darüber diskutiert – ob der Name Talentklasse falsch ist und ob die Kids als Freaks abgestempelt werden. Ich selbst oder mein Sohn hat davon noch nichts gespürt und „Streber“ wurden schon immer ausgegrenzt. Wir können doch froh sein, dass dies innerhalb der Klasse nun nicht mehr ist, weil dort jeder ein kleiner Streber ist und somit kein Neid und Missgunst herrscht.
Statt dass wir froh sind, dass unsere Kinder eine solche Chance bekommen und nutzen dürfen.
Aber da sieht man wieder – die Eltern die glücklich und zufrieden sind – die kennen es auch anders. Sie wissen, wie schlecht eine Schulzeit laufen kann, wie auch wir es beim Kleinen sehen. Die „Sorgen“ ob der Name der Klasse falsch ist – die möchte ich beim Kleinen mal haben…..
7 Kommentare
Iris
Hallo Mella,
tut richtig gut, als Lehrkraft mal so eine Elternmeinung wie deine zu lesen. Da würd ich mal sagen: Wer keine Sorgen hat, der macht sich welche. Und wenn ich das bei euch richtig verfolgt habe, dann war der Eintritt in diese Klasse doch eine freie Entscheidung jedes dafür vorgeschlagenen Schülers und seiner Eltern. Da ist der Weg hinaus doch sicher auch möglich, um mit der Freundin in einer Klasse zu sitzen. Aber es ist doch ein Riesenprivileg unter so guten Bedingungen (kleine Lerngruppe usw.) zur Schule gehen zu können. Das haben die Eltern anscheinend ja erstmal gerne angenommen und jetzt meckern sie rum? Unfassbar! Das ist ja dann Jammern auf höchstem Niveau und echte Schulprobleme, wie z.B. bei deinem Kleinen, scheint da niemand zu haben. Ich finde es toll, dass eine Realschule sich sowas anscheinend erfolgreich zutraut. Und ich bin auch schon ganz gespannt, wie es nach Abschluss der Realschule mit diesen Kindern weiter geht. Viele von ihnen werden doch sicher den Sprung in eine Gymnasiale Oberstufe schaffen, oder ist dieser Weg in Bayern (bei uns heißt das Aufbaugymnasium) nicht möglich?
Jetzt wüsste ich noch sehr gerne: Gibst du denn bei so einer Elternversammlung auch mal Kontra? Oft ist es ja so, dass laute Beschwerden beifällig abgenickt werden und die Positivfraktion sich dann nicht mehr traut. Sobald aber einer der Positiven den Mund aufmacht, sind es oft ganz viele. Leider erlebe ich immer wieder, dass Elternversammlungen missverstanden werden als Meckerforum, in dem Positives untergeht. Das macht sie bei uns Lehrern oft so unbeliebt.
LG Iris
Melanie
Klar Iris gebe ich Kontra – kann wie üblich meine Klappe nicht halten. Aber zum Glück bin ich da auch nicht alleine.
Ja, da wird auf sehr hohen Niveau gejammert.
Allerdings war das Auswahlverfahren nicht ideal, und es wurden ein paar Kinder anscheinend „überredet“. Doch wenn ich soooo dagegen wäre – dann hätte ich eben Am Ende der 6. Klasse oder am Anfang der 7. Klasse den Mund aufmachen müssen und nicht jetzt. Nun ja, wir fühlen uns dort wohl und der Große weiß genau, was er an dieser tollen Klasse hat. – Weil er sieht, wie es eben auch anders sein kann…..
Tina
Ich weiß gar nicht, auf wievielen Elternabenden ich schon war – drei Kinder in drei verschieden Schulen und jede Menge Endlosdiskussionen über Dinge die längst gelaufen sind oder an denen grundsätzlich andere „Schuld“ haben 🙂 Ich finde so eine Talentklasse ist eine wirklich gute Möglichkeit Kinder zu fördern – bei uns gibt es sowas leider nicht.
Melanie
Schrecklich oder? Als ob es keine anderen Probleme geben würde.
Ich hoffe nur, dass dieses Projekt nicht eingestampft wird. Dieses Jahr ist keine eigene Klasse dafür zusammen gekommen. Warum – sind die Kids so schlecht oder haben die Eltern Angst und sehen die Chance nicht?
Es ist der gleiche Stoff, nur ein Fach mehr…….
Grmpf
Tina
Ich glaube viele Eltern können ihre Kinder einfach nicht richtig einschätzen. Dann maulen die Kinder, weil sie uuuunbedingt mit dem und dem in eine Klasse wollen (und zwei Wochen später kein Wort mehr mit demjenigen reden – Erfahrungswert) und viele haben dann keine Lust, keine Energie oder was weiss ich sich gegen ihre maulenden Kinder durchzusetzen. Es ist einfach bequemer immer nachzugeben und irgendwann bemühen sie dann irgendeine Trash-TV-Serie weil die lieben Kleinen ihnen auf der Nase herumtanzen.
Iris
Also ich finde solche Klassen auch prima, könnte mir sie in Berlin mit seinem schlechten Bildungsniveau sogar auch am Gymnasium vorstellen (gab es eine Zeit lang auch mal als sog. Schnellläuferklassen, in denen ein Jahr übersprungen und der Rest komprimiert wurde). Statt dessen wird bei uns immer nur geguckt, wie man diejenigen, die leistungsschwach sind, den Verbleib am Gymnasium ermöglichen kann (obowhl sie dort hoffnungslos überfordert sind). Also fördert man am unteren Ende und die besseren Schüler vergrotten, weil es Leute gibt, die meinen, jeder kann alles gleich gut. In meinen Augen ein total falscher Ansatz, der pubertierenden Talenten mit zeitweiser Schulunlust den Spaß am Lernen und Bessersein vermiest. Aber das ist das liberale Berlin….
Melanie
Die Schnellläufer-Klasse hat sich nicht bewährt bei uns – den Kids hat es dann an Reife gefehlt.
Daher nun mehr Wissen.
Ich finde das Projekt auch toll, doch wird hier sehr auf hohen Niveau gejammert und dieser Jahrgang scheint echt Probleme zu machen. Nicht nur an unserer Schule ist keine eigene Klasse mehr zusammen gekommen, sondern von Problemen hört man auch in anderen Schulen…
Schade, oder?