Maßloses Erstaunen
Wir wohnen in einer Kleinstadt und meine Kinder sind keine Buskinder, das heißt mit öffentlichen Verkehrsmitteln haben sie normalerweise wenig am Hut.
Obwohl wir in einer Stadt wohnen ist es hier ziehmlich familiär und jeder kennt irgendwie jeden. Unsere „Spinner“ sind bekannt und größtenteils auch als harmlos einzustufen. Wanderprediger oder sonstige Fußgängerfiguren können wir nicht aufweisen.
So ist es für meine Kinder immer ein großes Abenteuer, wenn sie in eine andere etwas größere Stadt kommen. Zuletzt in München, besser gesagt am Stadtrand von München. Für alle die sich auskennen: vom Leuchtenbergring – nach Riem. Es war Sonntag also nicht viel los. Doch geht man erst mal an einem großen Einkaufszentrum vorbei, damit man von der S-Bahn zum Bus kommt.
Das erste Erstaunen nach der Größe des Einkaufszentrums: da sind Schienen auf der Straße – Ja klar, wo soll sonst die Tram fahren.
Das zweite Erstaunen : Die Werbung bewegt sich. Eine elektronische Anzeige mit nur 2 Bildern.
Unsere Kinder waren erstaunt und fassungslos. Auch dass der Bus dann so voll war und und und.
Hm sie sind irgendwie schon so richtige „Landeier“. Das merkt man auch wenn wir mal nach Rosenheim kommen und dort wirklich in die Innenstadt gehen. Nun ist Rosenheim wirklichlich nicht mit München zu vergleichen, sondern auch eine eher etwas kleinere Stadt. Doch größer als Wasserburg. Und selbst dort finden meine Kinder immer wieder Sachen, die sie faszinieren und erstaunen. Zuletzt war der Große (10 Jahre!) ganz fasziniert von einem stadtbekannten „Prediger“. Die Show von dem Typen hat ihn richtig in Bann geschlagen. Wo wir Erwachsenen schnell vorbeigehen und den Mann schon lange nicht mehr ernst nehmen hörte mein Sohn richtig interessiert zu.
Ist das nun gut, dass er auf Erwachsene noch hört oder nun schlecht.
Ich glaube es ist jetzt wirklich mal nötig, dass wir an einem normalen Wochenentag nach München fahren. Die Sommerferien bieten sich ja dann an. Dann geht es mit dem Zug nach München richtig in die Innenstadt. Auf der einen Seite vom Marienplatz zum Stachus und auf der anderen Seite zurück.
Dabei einmal durch den Hugendubel, den WOM wenn es den noch gibt, den gigantischen Karstadt und Einkehr beim McDonalds wo es zugeht wie sonstwo.
Danach können wir wieder heimfahren und die Kinder werden wahrscheinlich genug Input haben – das reicht dann wohl.
Doch ehrlich, bin ich eigentlich auch froh, dass sie sich nicht jeden Tag mit dem allem auch negativen Aspekten der Großstadt auseinandersetzen müssen. Ich bin froh, dass sie solche „Landeier“ sind und teiweise in der Hinsicht auch noch richtig naiv. Doch sehe ich es auch als Aufgabe von Eltern die Kinder in der Hinsicht zu sensibilisieren und auch das „andere Leben“ zu zeigen – zumindest was meine Möglichkeiten betrifft.
Allerdings ist es für uns Eltern auch nicht immer leicht zu sehen, was die Kinder nun nicht kennen oder was sie fasziniert. Wie die Schienen auf der Straße oder die bewegte Werbung. Es ist für mich nichts besonderes oder aufregendes – für meine Kinder schon.
Oder wie der Kleine (6 Jahre) einer Bekannten. Der geht normal nicht mit zum Einkaufen. Zuletzt war er im November mal dabei und ganz entsetzt, dass im Geschäft sooooo viele Nikoläuse stehen. Das darf doch nicht wahr sein, die bringt doch der Nikolaus, wieso hat denn das Geschäft so viele davon?
Er kannte das alles nicht und war entsetzt und erstaunt. Es hat sein Weltbild umgeschmissen.
Wir Eltern sollten uns mal sensibilisieren und versuchen die Kinder mal über den Tellerrand schauen zu lassen.
4 Kommentare
Frau_Mahlzahn
Im Rahmen unserer Möglichkeiten — da sagst Du was. Unsere Mutze will gar nicht einsehen, dass eine Familienreise nach Indien, Asien oder Ägypten weder unseren Möglichkeiten noch unseren Interessen entspricht. Das heißt Interessen schon — aber nicht als Familienurlaub. Womöglich noch in einer Bettenburg.
Wir haben da eher das Problem, ihr klar zu machen, dass es gewisse Dinge (und Länder) gibt, die sie selbst erkunden muss, ;-).
Ansonsten hast Du völlig Recht — und ich finde es besonders schön, wenn man dadurch, dass man den Kindern etwas zeigt, selber die Welt wieder mit anderen Augen betrachtet.
So long,
Corinna
Mella
Oh ja, meine Fussballfans wollen jetzt auch alle nach Südafrika. Da habe ich auch schnell den Riegel vorgeschoben.
Bei uns gilt folgende Grundregel:
Familienurlaub in Europa, wenn ihr weiter weg wollt – verdient es Euch selbst, dann könnt ihr auch den Wert richtig einschätzen und richtig genießen.
Sylvia
*lach*
München steht auf unserer Wunschliste für die Sommerferien. Und zwar vor allem der Viktualienmarkt (den gibt es sicher noch ?).
Wenn wir nach Stuttgart kommen, passieren wir immer auch eine bewegte Werbung (die war – technisch natürlich etwas schlichter – bereits in meiner Kindheit bewegt), und wir sehen die Straßenbahn. Dazu noch der ganze Verkehr und der Trubel – nein, das ist für uns auch okay als Ausflug, leben wollten wir nicht so „quirlig“.
Wobei wir definitiv viel großstädtischer leben als ihr *g*. Ich hab‘ grad mal nachgeschaut: Wir haben 1.455 mehr Einwohner und fast 600 ha mehr Fläche ;-).
Es fahren hier viele Züge und Busse, meine Töchter fahren mit dem Bus in die Kreisstadt, aber für den Alltag nutzen wir dann doch das Auto, selten Öffis *schäm*.
Mella
München ist schön und den Viktualienmarkt gibt es auch – ist aber in meinen Augen nix soo tolles. Da gibt es schönere Ecken von München.
Wir haben zwar relativ wenig Einwohner, sind aber eine Schulstadt. Das heißt hier in Wasserburg krebsen so ca. 6000 Schüler rum. Bei uns ist halt viel Bus, von dem wir aber nicht betroffen sind 🙂