Einfach nur gut II
Ja eigentlich war ich der Meinung, gestern alles gesagt zu haben und dann …
kommt ein Kommentar, der mich wieder zum Nachdenken anregt.
Braucht man ein gewisses Einkommen für die Erkenntnis nicht alles haben zu müssen???
So habe ich das noch nie betrachtet.
Wir haben auch keine Wii, Playstation etc. Der Große hat einen Gameboy DS Lite und der Kleine einen Advance – vom Großen abgekauft. Der Große hat sich das Teil vom eigenen Geld gekauft. Ansonsten haben die Kids den alten Laptop von mir und unser Fernseher hat noch seine gut 20 cm Dicke. Auch stehen bei uns noch VHS-Kassetten rum und Blue-Ray kommt so schnell wohl auch nicht. Auch einer dieser tollen Kaffeevollautomaten haben wir noch nicht.
Sind wir nun altmodisch, geizig oder
oder vernünftig?
Mit Vernünftig meine ich dass ich vor jeder Neuanschaffung eine Kosten-Nutzen-Rechnung anstelle. Brauche ich das Gerät wirklich oder steht es dann nur in der Ecke und verstaubt.
Muss es unbedingt ein neuer Schrank sein oder bin ich es nur leid ihn seit x Jahren anzuschauen. Kann man optisch daran etwas verändern?
Brauchen die Kinder einen Fernseher – Nein wofür
Brauchen sie eine Wii etc?
Sie haben doch eh schon viel zu wenig Zeit Kind zu sein.
Doch wo ich selten nein sage ist:
Brauchen die Kinder Bücher? Ja! Brauchen sie Lego? Mittlerweile wohl nicht mehr, da die Legokiste nun sehr gut gefüllt ist. Brauchen Sie Stifte und Papier zum basteln? Je nach dem was.
So sind meine zur Zeit dabei ein Wasserburg „Monopoly“ zu entwickeln. Oder sie bauen Puzzle…
Oder sie spielen Schokoboni und bekommen dadurch Bastelanleitungen für Cabrios, Autos, Schiffe, Häuser etc. Damit haben sie sich fast das ganze Wochenende beschäftigt.
Diese Kosten-Nutzen-Rechnung wenden wir auf alles an. Auch ob sich so ein Kaffeevollautomat lohnt oder damals bei der Abwrackprämie, ob wir unseren alten Passat aufgeben und ein neues Auto holen. Doch wozu? Das Auto ist bis auf eine kleine Roststelle noch tipptopp und Absolut in Ordnung. Okay, er ist 13 Jahre alt, doch wann brauche ich das Auto schon? Außerdem ist das kein Alter für einen VW Passat. Wenn er dann einmal den Geist aufgibt, werden wir uns lange überlegen, ob wir uns einen Ersatz anschaffen und wenn
dann sicher kein neues Auto, sondern eher ein Liebhaberfahrzeug, denn eigentlich komme ich bis auf ca. 2 Wochen im Jahr ganz gut ohne Auto aus.
Ja dieses alte Auto ist Luxus, bzw. die Nichtabschaffung dessen. Denn als wir es angeschafft haben, war es dringend nötig, doch nun …..
Doch ein Neues brauchen wir wirklich nicht.
Was ist denn nun Luxus? Hat er wirklich was mit Einkommen zu tun?
Ohne jetzt jemanden diskriminieren zu wollen:
ja, mir ist auch schon aufgefallen, dass einige Leute, die ein niedrigeres Einkommen haben besser leben als wir und ich mich schon ein paar mal bei der Frage ertappt habe, wie die sich das leisten bzw. leisten können.
Doch dann habe ich auch die Werbung für den „Superkredit“ im Briefkasten und so wahrscheinlich die Antwort auf die Fragen.
Bei uns ist alles bezahlt, Ratenkauf oder Kredite kommen außer für die Eigentumswohnung für uns nicht in Frage. Die Autos sind bezahlt – bar. Der Fernseher ist bezahlt, die Spülmaschine, Möbel – einfach alles.
Ich sehe das auch als gewissen Luxus an, mir alles zu Leisten, was ich mir auch leisten kann, ohne fremde Hilfe.
Vielleicht ist das die Erkenntnis, die erst mit einem gewissen Einkommen kommt, oder wie ich eher vermute von einer gewissen Einstellung.
Wir haben auch schon mal billig gekauft und die Sachen nach einer kurzen Zeit wieder entsorgen müssen. Seitdem kaufen wir nur noch gute Qualität – hier werde ich zum Schnäppchenmonster – gute Qualität zum guten Preis. Das ist doppelt so schwer zu finden.
Das ist auch meine Einstellung: Lieber mal was gutes gebrauchtes, als irgendetwas billiges. Auch muss es nicht immer das neueste vom neuesten sein, denn nach einem halben Jahr ist es ja auch bei mir alt.
Auch bleibe ich bei meiner Kosten-Nutzen- Effizienz-Rechnung. Brauche ich manche Sachen wirklich? Höre ich Musik am Handy? Ich wahrscheinlich nicht. Der Große? Glaube ich auch nicht wirklich. Der Kleine – wohl kaum oder vielleicht dann seine Hörbücher. Okay, er braucht das vielleicht, dafür wird er wohl die Kamera kaum nutzen die der Große liebt. Aber da bekommt er eher mal einen vernünftigen Fotoapparat – der das macht, was er am besten kann: Fotos. Und die Möglichkeiten gibt, auch gute Fotos machen zu können mit Blendeneinstellung etc. Denn mit Schnappschüssen gibt sich der Große nicht zufrieden, dafür muss sein Fotoapparat auch nicht telefonieren können 😉 .
Ich stelle gerade fest, dass ich mich so richtig in dieses Thema reinsteigern kann und ich schon einen Haufen geschrieben habe und noch nicht mal bei den Produkten aus der Region angekommen bin…
5 Kommentare
Sylvia
Ob ich dazu einen KURZEN Kommentar schaffe ?
Ich denke im Grundsatz ähnlich, obwohl unsere technische Ausrüstung etwas umfangreicher ist. Das liegt aber daran, dass meine Kinder erstens älter und zweitens einer mehr sind. Zu dritt spart man sich die Wii oder die Playstation einfach schneller an, das klappt bei ihnen gut. Rechner haben sie zur allgemeinen Verfügung (also keinen eigenen), aber auch nur relativ alte, eben die abgelegten von mir. Der Flachbildfernseher ist bewußt nur durchschnittlich groß oder klein (je nach Geschmack), und nur deshalb hier, weil die alte Röhre nach Erreichen der Volljährigkeit kaum noch funktioniert hat. Und so weiter eben .
Die Frage aber war: „Braucht man ein gewisses Einkommen für die Erkenntnis nicht alles haben zu müssen???“
Ich denke, ja, da ist sehr viel dran. Manchmal. Es ist sicher auch Typsache, aber nicht nur.
Erstens kommt es auf die Peergroup an. Als meine Töchter im Kindergartenalter waren, war eine bestimmte, recht teure, Puppe total in. Irgendwann waren sie, die eigentlich gar nicht wirklich mit Puppen gespielt haben, definitiv die EINZIGEN der Kindergartengruppe ohne dieses blöde Teil. Und sie fühlten sich dabei mies, vor allem, weil in ihrem recht wohlhabenden Kindergartenumfeld viele Kinder nicht nur die Puppe, sondern gigantische Mengen von (vollkommen gruseligem und überteuerten) Zubehör hatten. Man kann auch auf diesem Wege zeigen, was man hat – und wenn es nur spendierfreudige Großeltern sind.
Meine Töchter bekamen die blöde Puppe. Natürlich war diese nur kurz interessant, aber sie genossen das Gefühl, endlich mitreden zu können.
Ich finde das verständlich.
Inzwischen sind es keine Puppen mehr. Bei Teenies geht es um das „richtige“ Handy, den „richtigen“ Mediaplayer, den eigenen Computer, und, und, und. Meine Töchter sind sehr vernünftig und wägen ab. Aber vollkommen unbeeinflußt sind sie nicht. Aber zum Glück sind sie inzwischen umgeben von relativ bodenständigen Freundinnen, da lästert niemand, wenn der IPod kein solcher ist, sondern ein „normaler“ Player durchschnittlicher Preisklasse.
Manche der Wünsche aus der Kindergartenzeit, als wir in einem Umfeld der Erben gewohnt haben, hätten wir nicht erfüllen können. Und auch heute noch sind wir weit entfernt von den Möglichkeiten der Erbenfamilie in unserer nächsten Verwandtschaft. Die Kinder verstehen das inzwischen. Damals aber tat es mir manchmal weh. Es ist ein Unterschied, ob ich das „In-Geschenk“ einfach nicht kaufen kann, weil ich nicht so viel Geld habe und/oder weil ich dann DREIMAl einen entsprechenden Betrag ausgeben müßte, oder ob ich das könnte, aber nicht will.
Das Nicht-Können nagt sicher an vielen Menschen. Deshalb sind meiner Meinung nach diejenigen, die den Flachbildschirm auf Kredit kaufen, viel verführbarer als diejenigen, die das Geld eigentlich nur vom Sparbuch holen müßten, aber nicht wollen.
All das ist sowieso nur ein Teilaspekt, finde ich, das Thema würde Bücher füllen
Mella
Das Problem mit den Kids habe ich zum Glück weniger. Kleine Jungs haben eher weniger „In-Zeugs“ als Mädchen und ich hatte auch immer das Glück auf Flohmärkten entsprechende Must-Haves zu finden. Wie etwa yo-gi-oh-Karten. Da bekommt man eine ganze Sammlung oft schon für 15 €, so das meine ganz gut mitreden können.
Dem Kleinen ist das alles sowieso irgendwie egal, bzw. er zeigt nicht, ob er mitmachen will. Der Große ist ein anderer Typ. Der ist so selbstbewust und „cool“ dass er einfach sagt, dass das was er hat jetzt „in“ ist.
Am deutlichsten sieht man das an den Wollsocken. Er findet sie cool und lässt sich da auch nichts reinreden. Es ist jetzt eher so, dass andere ihn beneiden.
Man darf aber auch nie vergessen, dass ich den Kindern oft die Wahl gelassen habe:
Ich habe folgendes Budget. Davon bekommt ihr ein teures Teil für xx € oder ihr bekommt viele Teile für jeweils x €. Ihr könnt wählen was wichtiger ist.
So konnte er ein entsprechendes Selbstbewusstsein entwickeln und macht nun eigene Trends.
Frau_Mahlzahn
Oh ja, das mit dem Handy… Auch Thema bei uns, denn Mutze ist definitiv die einzige in ihrer Klasse, die kein Handy hat (bzw. zwar hat, aber nie mitnimmt, weil es eh nur telefonieren und smsen kann, und das ist ja bei einem Handy völlig uninteressant.)… _Wir_ sind da Prinzipienreiter, und sie ist zu sparsam, um selber ihr Taschengeld zu investieren… _Ich_ finde, damit ist die Frage beantwortet, Mutze dagegen… Nun ja.
Ja, ich denke schon, das gewisse Einkommen spielt bei der Erkenntnis eine große Rolle und die Gewichtung der Interessen. Wir könnten uns ein tolles Handy für Mutze leisten, aber _uns_ erscheint es unsinnig. Wir könnten uns einen riesigen Flachbildfernseher leisten, aber _wir_ wollen nicht, dass der Fernseher das Zentrum unseres Wohnzimmers ist.
Etc.
Mir scheint, dass es für die Familien, die alle diese tollen Dinge haben, sie sich aber eigentlich nicht leisten können, eine Art Trost darstellt. Und der ist ihnen wichtiger als all die anderen Dinge, die für uns wichtig sind. Mir ist es z.B. völlig unverständlich, wie man einerseits alle Familienmitglieder mit tollen Handies ausstatten kann, aber das Geld für den heißgeliebten Turnverein nicht aufbringen will.
Übrigens scheint mir mein Sohn ein gutes Beispiel für meine These zu sein: als er noch relativ wenig Taschengeld bekam, hat er es sofort rausgehauen, meistens für sinnlosen Plödder, einfach nur, um die Transaktion gemacht zu haben. Jetzt bekommt er relativ viel (und ich habe erst komplett mit meinem Mann geschimpft, dass er ihm so viel gibt) — und plötzlich ist er das sparsamste Kind der Welt und überlegt sich gut, wofür er sein Geld ausgeben will. Selbst wenn er genügend für zwei Teile hätte, kauft er nur mehr eines, denn er mag das Gefühl, noch Geld im Sackerl zu haben, *ggg*. Keine Frage, dass er jetzt auch mehr genießt.
So long,
Corinna
Karla
Hallo,
interessanter Beitrag, auch wenn er schon etwas älter ist. Da muss ich auch gleich mal meinen Senf dazugeben 😉 Aaalso, ich finde das Thema relativ schwierig. Aus folgendem Grund: Wir erwachsenen mögen zum Großteil ein so ausgeprägtes Selbstbewusstsein haben, dass uns Trends und dergleichen am A**** vorbeigehen. Bei Kinder ist es oftmals aber was anderes. Haben sie die angesagte Markenkleidung, die neuesten Konsolen oder das aktuelle Pokemon-Sammelalbum nicht, werden sie nicht selten von ihren Klassenkameraden, etc. aufgezogen. Und das ist sicherlich nicht Sinn der Sache!
Ich finde es absolut bewundernswert, wenn ich hier lese, dass es den Kleinen egal ist, was sie anziehen, etc. Aber das ist bestimmt nicht immer so. Ich kenne aus meinem persönlichen Umfeld eine Vielzahl an Kindern, die noch nicht so „stark“ sind, als das sie mit dem stetigen Druck klarkommen würde. Und das finde ich absolit erschreckend. Meiner Meinung nach, muss da ein Umdenkprozess in der Gesellschaft stattfinden: Weg vom Markenterror, hin zu einem gesunden Verhältnis zum Konsum. Ich denke, durch eine bewusste Erziehung kann man da vieles in die „richtige“ Richtung lenken. Zum Beispiel durch ein selbstständiges Einteilen des Taschengeldes oder, wie oben schon beschrieben, durch die Wahloption „Eine große Anschaffung oder viele Kleine“. Ich finde es schön zu lesen, dass sich auch andere Eltern dessen bewusst sind.
Das soll’s von meiner Seite aus erst mal gewesen sein.
Alles Gute
Karla
Mella
Hallo Karla,
Danke für Deinen Kommentar und willkommen hier im Blog!
Ja, ich glaube mit der Erziehung kann man wirklich viel machen, doch hier denken die Kinder bereits um. Ich hab mich das letzte mal wirklich amüsiert, wie ein Gruppe von Kindern über ein anderes Kind gelästert hat, da es alles hat und alles bekommt. Keiner fand das gut.
Doch dass der eine sich ein Supertolles Handy selbst erspart und erkauft hat – das fanden alle cool. Viel cooler übrigens, als wenn die Eltern es finanziert hätten……..