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Doofer Spruch geht nicht mehr aus dem Kopf

Mein Kleiner hat ja das besondere Vergnügen sich mit ADHS und Legastenie herumzuschlagen. Das heißt nicht nur er, sondern die ganze Familie ist von diesen Beeintächtigungen betroffen.

Hierzu habe ich vor einiger Zeit folgenden Spruch gehört, der mir seit dem nicht mehr aus dem Kopf geht:

Es hat seinen Grund, warum dieses Kind in dieser Familie gelandet ist.

Meine erste Reaktion war: so ein Schmarrn. Oder wie mein Mann es ausgedrückt hat: Was habe ich nur verbrochen.

Doch, wie gesagt, geht mir dieser Spruch seitdem nicht mehr wirklich aus dem Kopf heraus und ich habe darüber mal nachgedacht, wie ein Kind mit ADHS und Legasthenie mein Leben verändert hat

Jedes Kind wir das Leben einer Familie prägen, doch hatte der Große bisher nicht so viel Einfluss auf meine Persönlichkeit und auf meine Lebenseinstellung wie der Kleine.

Durch den Kleinen kommen viele neue Eigenschaften zu Tage, aber auch meine schlechten Eigenschaften werden mir immer wieder deutlich vor Augen geführt.

Gelernt habe ich durch ihn und durch seine (herbeigeführten) Situationen folgendes:

  • Vorurteile – ab damit über Bord. Auch wenn es beim ersten oder zweiten Mal nicht klappt, die Vorurteile, die gerade eben bestätigt wurden müssen trotzdem über Bord.  – So werde ich auch oft gezwungen mich neuen Situationen zu stellen, die mir aufgrund meiner Vorurteile eigentlich nicht sehr sympatisch sind; dennoch bitter nötig sind – Leider
  • Toleranz – Es ist so wie es ist. Eigentlich dachte ich, dass ich ein sehr toleranter Mensch bin – Eine Steigerung war trotzdem nötig, vor allem gegenüber von intolleranten Menschen
  • Auffallen – Es gibt Momente, da suche ich das nächste Mauseloch. Nur leider ist es oft nicht da, wenn man es braucht. Zusätzlich der Umwelt klar machen, dass dieses Kind da, welches sich im Moment so richtig daneben benimmt, dieses Kind – Nein das kenne ich nicht – — Es sagt nur Mama zu mir … Der Umwelt klar zu machen, dass weder ich noch das Kind wirklich etwas für die Situation können …. war und ist immer wieder schwierig für mich. Oder einfach drüber stehen – noch schwieriger für mich.

Doch die wichtigste Lektion, die mir auch am schwersten fällt, ist nicht mit dem Schicksal zu hadern. Damit meine ich jetzt nicht : warum hat er ADHS, sondern ich meine damit folgendes:

Warum muss diese Situation, unter der alle leiden so sein, wenn sie doch so leicht  vermeidbar wäre.

Beispiel:  Warum muss die Lehrerin ihn immer wieder darauf hinweisen, dass er so schlecht schreibt (mit unnötigen Kommentaren) und somit seine Lust aufs Schreiben noch weiter minimiert.

Einfache Lösung: Gute Sätze auch mal loben und wenn die Rechtschreibung mal in Ordung war, dieses bitte auch anerkennen.

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Diese so einfachen Änderungen in so vielen Bereichen. Die uns und ihm das Leben oft so schwer machen.

Es fällt mir sehr schwer darüber zu stehen und diese Dinge zu akzeptieren. Dieses Warum ist das so, kann man sich nicht ein bißchen umstellen. Dieses was wäre Wenn….

Dabei möchte ich nichts unmögliches, sondern nur das was andere Kinder auch oft bekommen. So war es beim Großen schon immer so und auch jetzt wird z.B. in seinen Matheproben extra lobende Worte gefunden, wenn ein Kind etwas gut gemacht hat. Auch wenn die Note insgesammt nicht so gut ist, so weiß das Kind, das es zumindest in der Aufgabe x etwas sehr gut gemacht hat und die Motivation bleibt so erhalten.

Ja, dies ist eine Lektion, an der ich wohl noch eine Weile knabbern werde.

Doch ein ADHS-Kind mit Legastenie ist für mich nicht nur eine Prüfung, sondern viel mehr Jemand, der mich und meine Familie prägt. Meine besten und schlechtesten Eigenschaften kommen zu Tage und ich habe die Chance Pflicht mich zu verändern und anzupassen. Dies alles ohne mich selbst zu verbiegen.

Ja ich bin durch den Kleinen gewachsen und auch reifer geworden. Dadurch dass ich jeden Tag meine Grenzen sehe und auch regelmäßig über meine Grenzen hinaus gehen muss, habe ich eine Entwicklung durchgemacht und mache sie noch jeden Tag durch, die ich sonst nicht so durchgemacht hätte.

So bin ich heute selbständig (um besser für den Kleinen da sein zu können) und arbeite trotzdem mehr. Auch der Große lernt durch den Kleinen einige wichtig Lektionen, die ihm zwar jetzt nicht passen, für die er aber später, wenn er selbst mal im Berufsleben steht, noch sehr dankbar sein wird.

Auch mein Mann hat durch den Kleinen stark gewonnen. Ich glaube nicht, dass er sich ohne den Kleinen, seine durch die Krankheit entstehenden Kosten (Förderungen müssen oft von den Eltern alleine getragen werden) sich mit Domains usw. beschäftigt hätte. Er wäre wahrscheinlich heute auch nicht selbständig –  und das neben seinem normalen Beruf.

Ja, Alles im Allen, ist es gut, dass wir den Kleinen bei uns haben, auch wenn ich manchmal am Verzweifeln bin….

Noch ein Spruch zum Schluss:

Was uns nicht umbringt, macht uns stark…

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