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hatte ich als Kind die Wahl?

Ich habe ja zuletzt über das Sola vom Großen berichtet. In den Kommentaren kam auch ein „Ich will mit!“ Oder das das Sola nicht für jeden was gewesen wäre.

Darauf hin habe ich mich gefragt, ob es was für mich gewesen wäre.

Kann ich nicht beantworten

Und zwar, weil ich nie die Wahl hatte. Meines Erachtens lag auch viel an meiner Mutter. Einer sehr dominanten Frau, die mich stark unterdrückt hatte. Meine Pubertät war entsprechend hart und schwer und mit 19 bin ich ausgezogen, kaum, dass ich einen Ausbildungsvertrag in der Tasche hatte.

Auch gab es während meine Erwachsenenzeit immer wieder Konflikte, weil ich mich nicht mehr so einengen und unterdrücken lassen wollte. Ich wollte über mein Leben selbst bestimmen.

Das hat heute leider zur Folge, dass ich solche Fragen nicht beantworten kann. Ob ein Sommerlager auf der grünen Wiese mit Waschen am Bach und viel Spiel und Spaß mit anderen Kindern was für mich gewesen wäre, oder ob ich doch einen gewissen Luxus wie Strom und Toiletten und Duschen gebraucht hätte. Auch ob ich wie mein großer Sohn einfach so mitgefahren wäre, ohne dass meine Freunde dabei wären.

Das wohl sicher nicht, so stark und selbstbewußt bin ich nicht. Auch finde ich nicht so leicht Anschluss.

Unter der Unterdrückung leide ich noch heute

Denn ich muss mich in vielen Bereichen immer noch finden. Wer bin ich und was wurde mir auferlegt. Auch ist mein Selbstbewußtsein eher Mau zu nennen und nicht bis schwach ausgeprägt. Das bessert sich zwar langsam und auch durch das Bloggen hier hat sich bei mir schon einiges gebessert.

Dennoch fehlt es mir an allen Ecken und Enden. Positives kann ich nur in der Hinsicht daraus ziehen, dass ich meinen Kindern viel Freiraum einräume, was ihre Persönlichkeit betrifft. Zudem  bin ich sehr sensibel, was die Auswirkungen anbelangt. Denn ich habe im Bekanntenkreis auch viele andere Beispiele, in denen die Kinder nicht unterdrückt wurden und wie diese sich weiter entwickelt haben.

Ich erkenne also das Positive und versuche es soweit es geht auf jeden Fall besser zu machen.

Meine Kinder haben immer die Wahl. Ich zwinge sie nicht ins Sola, ich behindere sie nicht. Gut manchmal überrede ich sie zu etwas, von dem ich überzeugt bin, dass es ihnen sicher gefällt und ihrem Charakter entgegen kommt. Meist habe ich dann sogar recht.

Doch meine Kinder dürfen Entscheiden! Über sich und ihr Leben!

Wie auch, dass der Große in die Realschule gegangen ist, und jetzt erst ins Gymnasium wechselt und nicht, wie es vorher möglich gewesen wäre, gleich ins Gymnasium. Obwohl mir das lieber gewesen wäre.

Ich selbst wurde dabei nicht gefragt, es stand fest – ich gehe ins Gymnasium. Ich wurde noch nicht mal gefragt, in welches und wurde in ein Gymnasium gesteckt, was meinen Vorlieben in keinster Weise entsprach. Entweder Sprachwissenschaftlicher Zweig oder Sozialer Zweig. Fragt meine Umwelt – weder das eine noch das andere wäre richtig gewesen. In das Gymnasium mit dem mathematischen-technischen Zweig durfte ich nicht gehen, obwohl meine Stärken eindeutig in diesem Bereich liegen. Doch das spielte für meine Eltern leider keine Rolle, was meine Wünsche und Stärken sind.

Dieser Beitrag war schon lange fällig

denn mit meiner Mutter habe ich noch lange nicht abgerechnet und es kommen immer wieder Punkte auf, an denen ich mich richtig gehend ärgere. Doch Tote soll man in Frieden ruhen lassen und Vergangenes ist vergangen. Ich schaue nun nach vorne und versuche mein Bestes bei meinen Kindern zu geben und sie nicht zu unterdrücken.

Dennoch musste ich mal drüber schreiben, so als Abschluss

6 Kommentare

  • Alltagsheldin

    Oh Mella… Was das angeht, schaut es bei mir ganz ähnlich aus… Nur, dass die Unterdrückung nicht nur verbaler Natur gewesen ist… Und genau deswegen lasse ich – wie Du – meine Tochter selbst Dinge entscheiden, beziehe sie ein und gebe ihr Raum sich selbst zu finden. Das ist so unheimlich wichtig… Seufz…

    Liebe Grüße und einen schönen Start ins Wochenende,
    die Alltagsheldin

    • Melanie

      ja, das ist echt unheimlich wichtig, auch wenn sie manche Umwege gehen, wie zu erst auf die Realschule und dann ins Gymnasium. Aber es war dann immerhin ihre Wahl und ihr Weg und wer weiß was es bringt.
      Ich wurde nicht nur verbal, sondern auch psychisch unterdrückt.
      Schlagen – nicht wirklich, die Watschn war damals ja noch nicht so schlimm wie heute…
      Dir auch ein schönes Wochenende

  • Iris

    Für mich liest es sich schon sehr bitter, wenn du vom „Abrechnen“ mit deiner Mutter schreibst. Erfahrungen wie du sie beschreibst, habe ich aus meiner Kinder- und Jugendzeit eigentlich nicht. Dennoch gibt es in meinem Leben ein Thema, bei dem sich meine Eltern in meinen Augen mir gegenüber unmöglich verhalten haben und großen Psychodruck auf mich ausgeübt haben, was negativ auf mich und meine eigene Familie gewirkt hat und unser Familienleben sehr beeinträchtigte. Mein Fehler war es, in der akuten Situation nicht richtig gegengehalten zu haben, sodass viel kaputt gegangen ist.. Meine Verbitterung darüber (Einmischung in die Partnerwahl) war sehr ggroß, aber ich habe es nie wirklich von mir aus thematisiert. Um so mehr hat es mich dann gefreut, dass meine MutterJahre später mit einer Entschuldigung rausrückte, aus der klar hervorging, dass ihr im Nachhinein sehr wohl die Konsequenzen ihres Verhaltens deutlich geworden sind und es ihr leid tut. Das war mich mich besser als jede Form der Abrechnung.

    • Melanie

      Iris, eine Entschuldigung habe ich nie bekommen und werde ich auch niemals mehr bekommen. Ich finde es zumindest gut, dass Deine Mutter die Größe gefunden hat – sich zu entschuldigen, meine hatte das nie und sie hat sich ja nicht nur in einem Bereich eingemischt, sondern in allen Bereichen.
      Mir bleibt nur noch die mentale Abrechnung.

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