Nein, Du bist nicht für die anderen verantwortlich
Das ist eine Lektion, die ich erst sehr spät gelernt habe. Eigentlich erst vor kurzem, denn mir wurde immer eingetrichtert, dass ich für andere mitarbeiten sollte. Wenn ein anderer etwas vergeigt, habe ich die Kastanien aus dem Feuer geholt. Irgendwann war es soweit, dass ich es sogar getan habe, wenn ich selbst nicht davon betroffen war.
Als Mutter ist das fatal, denn die Kinder sollen lernen für die eigenen Fehler gerade zu stehen. So habe ich dann diese Lektion irgendwann mal sehr gründlich gelernt. Auch soweit, dass ich sage – wenn ich selbst betroffen wäre – in wie weit hat es Einfluss auf meine Zukunft?
Der Große ist mir recht ähnlich und wird entsprechend gerne ausgenutzt. Hausaufgaben abschreiben, für andere etwas ausdrucken etc. Komischerweise ist es fast immer so, wenn er zusammen mit einem anderen ein Referat vorbereiten soll, dass beim anderen immer der Drucker kaputt ist.
Diese Woche kam es darauf hin zum großen Familien-Internen Streit.
Was war passiert?
Klar die Kinder waren mal wieder spät dran. Der Große weiß, dass es Abends um spätestens 21:30 Schluss ist und er Richtung Bett soll. Was bis dahin nicht erledigt ist – Pech gehabt. Also war er bis zu diesem Zeitpunkt mit allem fertig und hat auch seinen Bereich ausgedruckt. Doch seine Mitstreiterin war noch lange nicht soweit. um 22:30 hat sie ihm eine Nachricht per Skype geschickt, dass er doch bitte dieses und jenes noch für sie ausdrucken sollte, weil ihr Drucker nicht funktioniert.
Ich habe es darauf hin verboten. Warum?
- Weil sie seit Monaten Zeit hatten.
- Weil Sonntag-Abend um 22:30 Uhr bei uns keiner mehr wach ist und ich um 7:00 Uhr nicht anfangen möchte, irgendwelche Daten vom Handy auf meinen Computer zu übertragen und diese dann auszudrucken. Vor allem, weil bei mir wirklich der blaue Toner leer ist und nach dem Tausch mein Drucker immer schmiert. So dass ich locker mit ihm eine halbe Stunde und mehr beschäftigt bin.
- weil er nicht für andere verantwortlich ist. Er hat seinen Teil ja erledigt.
- er ist in der 8. Klasse – eine der wenigen Klassen, in der man sich auch mal eine schlechte Note leisten kann.
Er hat darauf hin ein richtiges Theater gemacht und gejammert, dass nun seine Note darunter in Mitleidenschaft gezogen wird, weil die andere es eben nicht schafft. Da sage ich – das kann es wohl nicht sein? Wir hatten das Problem auch schon in Religion, wo er für seine faulen Mitstreiter fast das ganze Referat alleine vorbereitet hat.
Er bekam eine Entschuldigung, dass der Toner leer ist und zur Not wäre ich auch zum Lehrer gegangen und hätte über das Thema gesprochen.
Mein Mann wäre umgekippt und hätte es schnell ausgedruckt – an seinem Drucker – aber dort nur schwarz-weiß, weil den Farbdrucker habe ich.
Wie ging es weiter?
Nun, es war nicht so schlimm. Die beiden hatten eh nicht alle Aspekte abgearbeitet und mussten eh noch nacharbeiten und sie haben eine Gnadenfrist bekommen. Der Große hat seinen Bereich gemacht und bei uns ausgedruckt. Seine Mitstreiterin hat schon gar nicht mehr gefragt. Doch – komischerweise hatte sie am nächsten Tag alles nötige ausgedruckt dabei? Wunderheilung des Druckers?
Oder war unser Großer wirklich der Depp, den man fragen konnte, weil man Sonntag um 22:30 Uhr sonst Niemanden mehr erreicht?
Ich will hier nichts unterstellen, doch ich frage mich schon und bin fest der Überzeugung, dass die Kinder es lernen müssen, sich ihre Zeit einzuteilen. Auch wann man welche Arbeiten erledigt. Wer es immer auf dem letzten Drücker macht, muss ggfs. auch mit den Konsequenzen rechnen, wenn mal was schief läuft. Eine Lektion fürs Leben sozusagen.
In doppelter Hinsicht? Weil, dass er nicht verantwortlich für die Fehler anderer ist – kommt ja noch hinzu
8 Kommentare
Mel
Hey Mella,
oh, das kommt mir aber bekannt vor. Ich bin leider auch so eine Person, die gerne für andere da ist und auch gerne (früher) immer ausgenutzt wird. Ich hätte mir gerne Eltern gewünscht, die mir das auch beigebracht hätten. Na ja, später kann man das zwar auch noch lernen, aber es fällt dann doch sehr schwer, alte Gewohnheiten abzulegen, vor allem ohne schlechtes Gewissen.
Lg Mel
Melanie
Oh ja, das schlechte Gewissen, das kenne ich auch. Hätte man nicht doch? Und dann noch ein Dackelblick hinzu…
*urgs*
Ja, später lernt man es deshalb auf die harte Tour und ich bin froh, dass es die Kids so lernen können.
Iris
Ich finde es auch wichtig, dass Kinder sowas frühzeitig lernen. Gerade diese Abschreiberei von HA hasse ich.Wenn ich das rauskriege, bekommen immer beide ein 6, sodass den Gutmütigen auch der Rücken gestärkt wird, ihre Sachen nicht zur Verfügung zu stellen. Bei Referaten sollte es immer möglich sein, die Teilnehmer getrennt zu bewerten, sodass der Eine den Anderen nicht reinreißen kann und solche Abhängigkeiten nicht passieren. Jeder hat gleich viel Redezeit und Texte müssen klar einem Teilnehmer zuzuordnen sein. Wenn der Vortrag dadurch, dass einer nicht gearbeitet hat, merkwürdig wird, kann man das vor versammelter Mannschaft ansprechen und entsprechend unterschiedlich bewerten. Dann hört diese Trittbrettfahrerei schnell auf und die Leute, die zuverlässig sind, werden nicht mehr von den anderen belästigt. Ist auch eine harte Tour, aber genau andersrum und darum in meinen Augen korrekt.
Melanie
Das ist so auch gut so, doch bei den Referaten ist es z.B. so, dass mein Sohn seine Mitstreiter nicht hängen lassen möchte und auch Angst hat (ob begründet oder nicht), dass eine getrennte Bewertung so nicht stattfinden kann und er glaubt, dass wenn er toll gearbeitet hat und der andere nicht, dass es trotzdem auf ihn abfärbt, weil es eben so komisch wirkt.
Und jeder Lehrer ist anders
Peggy
Ich finde Du hast das einzig Richtige getan. Ich gehöre leider auch zu den Leuten, die nicht nein sagen können und deswegen oft ausgenutzt werden. Es ist aber schon besser geworden, Ich kann tatsächlich mittlerweile bei eingen sagen, dass mache ich nicht. Aber danach kommt halt das bereits erwähnte schlechte Gewissen. Seufz. Was DU mit Deinen SOhn beschreibst, kennen ich aus Erzählungen von meiner Nichte. In deren Klassen wird sehr viel las Gruppenarbeit erledigt und die Gruppen stehen seit Schulbeginn fest. Nun ist sie in einer Dreiergruppe und ihr liegt viel daran richtig gute Zensuren zu bekommen. Die anderen beiden sind da aber ganz anders. Für eine von beiden steht fest, dass sie die Schuke nach dem Jahr eh abbricht und die andere plant bereits ihre Schwangerschaft. Also sitzt mein armes Menschenkind oft das ganze Wochenende bis spät Abends da und plant und bereitet Projekte vor, deren Umfang eigentlich für 3 Personen gedacht ist. Ihre Gruppenpartnerinnen scheuen sich noch nicht einmal zu sagen, mach Du das, ich habe keine Lust. Einmal ist d-Das Wetter ist schön ein anderes makl hat der Vater Geburtstag. Und meine Nichte macht, weil sie ANgst hat ansonsten eine schlechte Zensur zu bekommen.
Melanie
Dass es gleich zum Jahresbeginn ausgelost wird ist ja doof. Deine Nichte ist hier ja echt ein armes Würstchen, kann man nicht mal mit dem Lehrer reden? Wie Iris schon sagt, sollte eine getrennte Benotung möglich sein. Vielleicht hilft hier eine klare Aufteilung „Der diesen Bereich, die andere jenen Bereich und Deine Nichte das“ so könnte Deine Nichte wenigstens nur ihren Bereich erledigen.
Interessant bei uns war ja, am nächsten Tag war von der Mitarbeiterin meines Sohnes alles ausgedruckt. Wunderheilung eines Druckers? Andere Lösung gefunden?
Peggy
Meine Nichte hat die Hoffnung, dass es im nächsten Schuljahr anders wird, da die beiden Schnuckis dann nicht mehr dabei sein werden. Haben sich nicht für das nächste Schujahr qualifiziert. Zu der Mitarbeiterin Deines Sohnes würde ich mal sagen „spontane Wunderheilung des Druckers“ oder was glaubwürdiger erscheint, „wenn ich keinen finde der mir die Arbeit macht, muss ich wohl selbst ran“. Find ich prima, dass Du als Mamy da durchziehst. Weil ein Grund bei meiner Nichte ist, dass die Angst hat Probleme in der Schule zu bekommen, wenn sie die anderen beiden „anschwärzt“, ich denke so etwas in der Art wird es bei Deinen Süßen auch sein. 🙂
Melanie
Nee, da stehen wir mittlerweile drüber, auch wenn diese Angst schon auch mitspielt. Doch da sage ich auch – da muss er durch. Er kann sich doch nicht von allen das gefallen lassen……