Mahlzeit – oder vergeht Dir der Appetit?
Inhalt
Sabienes greift in ihrer Blogparade den wichtigen Bereich „Gift im Essen“ auf. Allerdings bezieht sie sich hauptsächlich erst mal auf die jüngsten Lebensmittelskandale, die es ja immer wieder gibt. Ich sehe das Thema viel differenzierter und ausführlicher.
Lebensmittelskandale und Täuschungen der Verbraucher
Diese gibt es immer wieder und leider fühle ich mich als Verbraucher hier total machtlos. Was soll ich dagegen tun? Bio kaufen – ach ja, da war doch was mit falsch deklarierten Bio-Eiern. Nur noch beim Erzeuger kaufen? Klar, ich fliege für ein paar Bananen mal kurz rüber. Womit ich auch bei meinem großen Problem bin. Beim Erzeuger kaufen. Ich wohne in einer Kleinstadt, relativ ländlich. Wir haben hier recht viele Lebensmittelerzeuger. Sei es Joghurt (Bauer), Butter (Meggle), Käse (Alpenhain), Mehl (verschiedene Mühlen), Essig, Senf und Ketchup (Burkhardt), Reis etc. Dazu noch Bauernhöfe und Co. Also warum nicht beim Erzeuger kaufen? Einmal, weil es teilweise keinen Werksverkauf gibt, z.B. Bauer und Meggle und zum anderen:
15 km einfach zur Mühle mit dem Auto ergibt einen CO2-Ausstoß von ? Na, auf jeden Fall zu viel. Ist das Umweltbewußt? Vor allem, weil es diese Produkte auch im örtlichen EDEKA gibt. Bevorzuge ich diese? Ja, schon immer, denn ich möchte auch die heimische Wirtschaft vor Ort unterstützen. Lasse ich mich daher von diesen Lebensmittelskandalen beeinflussen? Schon lange nicht mehr, denn ich greife kaum auf Fertigprodukte zurück und kaufe möglichst regional. Eier übrigens schon lange. Lieber regional als „Bio“, aber am liebsten von einem kleinen Hühnerhalter, der sogar so klein ist, dass er nicht mal am Markt verkaufen darf. Dafür dürfen seine Hühner noch in der Erde scharren.
Ach ja, ich möchte vermehrt auf dem Bauernmarkt einkaufen. Nur schaffe ich es kaum dorthin. Aber das habe ich fest vor.
Zertifizierungen und Sigel
Sehe ich sehr sehr kritisch. Zum Beispiel beim Thema Pferdefleisch. Betrieb A in Deutschland ist zertifiziert, kocht die Lasagne und verpackt sie. Bekommt das Fleisch von Betrieb B in Frankreich, der aus den angelieferten Fleisch und Tomaten die Hackfleischsoße kocht, die Betrieb A verwendet. Betrieb B bekommt seine Zutaten von Betrieb C in Polen, der aus dem Fleisch Hackfleisch macht. Bekommen tut er das Fleisch von Betrieb D in Rumänien.
Wie weit geht die Zertifizierung? Betrieb A und B vielleicht noch, aber Betrieb C? Da wird es schon fraglich.
Auch sehe ich die Sigel und Zertifizierungen sehr sehr kritisch an. Einerseits kosten sie ein Heidengeld und machen aus einem Betrieb ein Papier- und Protokoll-Chaos. Und zum anderen gehen sie teilweise zu weit. Man soll nur MSC-Zertifizierten Fisch essen. Was aber nun, wenn der Fisch nicht aus dem zertifizierten Fangbereich kommt, sondern von einem Fanggrund, der nicht überfischt ist, weil zu klein? Wo es noch reichlich Fische gibt? – Den soll man nicht kaufen? Aber das wäre doch eigentlich besser, oder? Nur, weil er nicht erfasst wurde.
Und was sagen die ganzen Sigel aus? Wer bestimmt wann und was? Wie wird kontrolliert? Ich habe zuletzt gelesen, dass die Bauern die Zertifizierungen und Kontrollen alle selbst beauftragen und zahlen müssen. Wie bitteschön können wir da von Unabhängigkeit reden? Wer zahlt schafft an und viele kleine Bauern, die wirklich tiergerecht wirtschaften, und daher meist auch kleiner sind, können sich doch das gar nicht leisten, denn wir reden hier von einem 5 stelligen Betrag, den der Bauer damals genannt hatte.
Chemie im Essen
Davon mal ganz abgesehen. Unser Essen ist schon lange nicht mehr natürlich. Zusätze sind gang und gäbe. Verdickungsmittel, Säurungsmittel, Aroma, Farbstoffe. Am schlimsten ist Glutamat. Dieses sorgt dafür, dass wir nicht mit dem Essen aufhören können und macht unser Geschmacksempfinden kaputt. Das habe ich schon lange aus unserem Essen verbannt.
Da wird dem Mehl ein Enzym beigemischt, damit es gute Backeigenschaften hat und nicht so lange lagern muss. Andere Enzyme finden sich im Brot, damit es saftig bleibt und nicht austrocknet. Der Clou ist – diese Beigaben müssen noch nicht mal deklariert werden. Sie sind vollkommen frei und kein Verbraucher weiß davon.
Ich weiß, dass Zucker bei Kindern wie Treibstoff wirkt. Wie ist es aber mit den ganzen Lebensmittelzusätzen? Wie wirkt sich das aus? Reagieren Kinder mit ADHS besonders darauf?
Aussagekräftige Studien gibt es dazu leider nicht, und es ist auch zu schwierig diese komplett aus dem Essen zu verbannen, außer man würde die Kinder sehr extrem ernähren und ohne Schokolade und Süßigkeiten groß bekommen. Utopisch.
Fazit
Ich koche selbst. Ohne Päckchen und Co. Einzig was noch erlaubt ist, ist Brühe. Da fällt mir aber ein, ich wollte schon lange ausprobieren, ob man das nicht auch selbst machen kann, nicht die flüssige Variante, sondern das gekörnte Zeug. Gut, dass ich gerade daran denke 🙂
Unser Brot backe ich mittlerweile selbst. Hier habe ich zwei relativ einfache und schmackhafte Rezepte gefunden und probiere auch gerne aus. Bei den beiden einfachen Rezepten ist der Vorteil, dass sie relativ schnell und unkompliziert zu machen sind. Da weiß ich wenigstens was drin ist und ich komme ohne Enzyme, Verdickungsmittel und Co aus.
Und bei Euch? Achtet ihr auf das Essen?
15 Kommentare
Sabienes
Mella, ich gebe dir in allen Punkten recht. Und die „Freiwillige Selbstkontrolle“ in der Lebensmittelindustrie ist ein Witz. Man stelle sich ein solches Verfahren für Autos vor, anstatt zum TÜV zu gehen.
Danke für diesen schönen Beitrag
Sabienes
Melanie
Freiwillige Selbstkontrolle ist immer ein Witz, denn die kann man immer umgehen. Und die die sich daran halten sind oft die Deppen. Wie der eine Bauer, den ich erwähnt habe. Der produziert nämlich noch Bio-Eier und lässt kontrollieren und fühlt sich einfach nur verarscht.
sabo
Hallo Mella,
Siehste, nun kann ich mal mit meinem „Wissen“ glänzen. Ich verwende so gut wie überhaupt keine Fertigbrühe mehr (müsste wohl mal auf MHD der Packungen im Schrank gucken, fällt mir da ein) sondern das hier http://www.sabotagebuch.de/wordpress/2011/12/17/atomisiertes-gemuse/ – damit würze ich fast alles, koche Brühe von etc. Und es hält sich ewig dank ausreichend Salz. Ab ins Glas damit, zuschrauben und in den Schrank stellen. Angebrochene Gläser stehen bei mir im Kühlschrank, aber eher aus Faulheit, weil der Kühlschrank näher am Herd ist, als der Konserven- / Vorratsschrank.
Letzens hab ich mal wieder gekörnte Hühnerbrühe verwendet und mich geschüttelt .
LG, Sabo
Melanie
ja, genau so ein ähnliches Rezept habe ich auch irgendwo in meiner Sammlung und ich muss es jetzt echt mal ausprobieren. Deines Sieht auch gut aus.
sabo
Ist es auch – und dank Zerschredderer ja nur einmal Aufwand und (bei meinen Mengen) meist ein paar Monate Ruhe. Da bleibt sogar noch was zum Verschenken 😀
Tina
Bei uns gibt es gar keinen Bauern, der ohne eine größere Anfaht zu erreichen wäre – aber ich denke es geht so, wenn man beim Einkaufen ein bisschen nachdenkt.
Das Rezept von Sabo sieht ja auch gut aus – aber ich habe keine Küchenmaschine 🙁
LG
Tina
sabo
Huhu Tina, hast Du nicht so nen preiswerten Alleszerschnibbler? Küchenmaschine hab ich auch nicht, nur den „Häcksler“ – nachgeguckt: Universalzerkleinerer heißt das Ding. Fleischwolf könnte notfalls (glaub ich) auch gehen.
LG, Sabo
Tina
Nee – ich mach alles irgendwie per Hand. Aber das wäre sicherlich ein gute Ausrede mir sowas anzuschaffen 🙂
Melanie
werde mir da auch noch was überlegen müssen. Aber es ist sicher ein Überlegung wert, das Rezept auszuprobieren.
sabo
🙂 Und für mich leider immer noch nicht die passende Ausrede, mir endlich eine sauteure KitchenAid anschaffen zu dürfen *jammer* „Du hast doch schon alles, was Du brauchst und auch nicht brauchst“ … hm … irgendwie hat er ja fast recht. Aaaaaber 😉
Melanie
jaaaaa, so ein Ding will ich auch – jetzt muss ich mal schauen, wie lange unser Mixer noch durchhält, wenn ich immer Brot backe *grins*
Sandra
Hallo Mella,
selbst kochen und Backen ist auch meine Vorlage und ab und an im Hofladen des Bauers um die Ecke einkaufen. Brühe, ich gestehe habe ich allerdings auch noch nie selbst gemacht. Und mit dem Zertifizieren bzw. Deklarieren ist ja vorausgesetzt, das man auch weiß wofür etwas steht, bzw. welche Abkürzung für welchen Kram der im Produkt vermacht wurde.
Liebe Grüße
Sandra
Melanie
Ich werde heute mal das Grünzeug besorgen und selbst Hand anlegen. Leider ist kein Hofladen in Fußweite und/oder hat auf, wenn ich eh dran vorbei fahre. Daher übersehe ich es oft.
knutschimund
Ich finde die ganzen Siegel furchtbar, zum Schluss kommt eh alles von … ich will es lieber nicht wissen … traurig nur um die ganzen Tiere bzw. deren vorheriges Leben.
Melanie
Ja, ich glaube, das will keiner wirklich so genau wissen 🙁 Ich wohne recht ländlich und wir können auch verschiedene Bauernhöfe recht schnell besuchen. Auch die mit Bio-Sigel. Da sehe ich auch verschiedene Unterschiede. Auslauf ist nicht gleich Auslauf. Und nicht jede Bio-Kuh darf z.B. ihre Hörner noch behalten etc.