Internat #3
Ich habe gerade nachgeschaut und festgestellt, dass ich schon lange nicht mehr direkt zum Internat geschrieben habe, sondern einfach nur in Nebensätzen erwähnt.
Also – wird Zeit, dass ich dem Thema mal wieder einen ganzen Artikel widme.
Angekommen
Unser Kleiner ist nun in der 5/6. Klasse. Es ist eine Mischklasse, da einerseits sehr viele 6. Klässer da sind und zum anderen, weil manche 6. Klässler noch nicht so ganz in die 6. Klasse gehören. Die arme Lehrerin hat nun die Aufgabe, die Kinder mit dem Stoff immer dort abzuholen, wo sie gerade sind. Dies vor allem in Deutsch, Mathe etc. In Englisch und den neuen 6.Klass-Fächern wird die Klasse getrennt.
Das ist so eine gute Lösung und ich merke, wie mein Kleiner sich nun auch in der Schule recht wohl fühlt. Das kann man glatt an den Noten erkennen, die sich nun zwischen 1 bis 3 bewegen. Ja, endlich kann er seine Leistungen auch abrufen und zeigen wenn es drauf an kommt und hoffentlich kommen die Zeiten der 5er und 6er nicht mehr so schnell wieder. Der Weg dahin ist und war auch steinig genug.
Ziel ist es jetzt – das „Standard“-Niveau der 6. Klasse zu erreichen, doch er ist wohl auf einem guten Weg dahin.
Einmal musste er allerdings auch schon nachsitzen, weil er seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Ich kann nur sagen – ein heilsamer Schock, der sicher nicht geschadet hat. Dies hat sich übrigens in dieser Schule echt bewährt und in den höheren Klassen müssen die Schüler dann mit ihrem Gepäck zum Bahnhof laufen. Die 3 Kilometer können dann ganz schön lang werden und die meisten kommen zur Erkenntnis, dass die Hausaufgaben doch nicht so schrecklich sind .
Wohngruppe
Nun ist er mit einem lieben Kerl zusammen im Zimmer und ich kann sagen, er ist auch in der Gruppe nun vollkommen da. Die Zeiten des Tratzens sind vorbei und er ist auch nun keiner der Kleinen mehr. Mit den Erziehern versteht er sich gut und er scheint auch schon mal seine Schokoladenseite abzulegen.
Aktivitäten
An diesen beteiligt er sich nun auch lebhaft. Neben dem Reiten hat er beschlossen beim Fit for fun teilzunehmen, Breakdance und Schafkopfen zu lernen. Für das Frühjahr hat er Golf spielen geplant (nein nicht Minigolf) und bei den Ferienaktivitäten hat er sich überall angemeldet. Okay kann ich verstehen – bis auf die Winterferien. Doch auch diese müssen immer witzig gestaltet sein mit Skifahren, Langlauf, Rodeln, Baden gehen etc. In den Osterferien geht es dann nach Hamburg, in den Pfingstferien nach Weißrussland und in den Sommerferien nach Rügen.
HALLO???? Ich auchwill .
Solch Urlaube sind normalerweise bei uns nicht drin und wenn ich höre, was dort alles geplant ist – Hut ab! Zum Beispiel Rügen – Angeln, Baden und Windsurfen – Kurs dazu schon gebucht.
Oder Hamburg – eh so eine schöne Stadt.
Oder Weißrussland. Ein Urlaub, den wir so sicher nicht bieten können, denn erstens zieht es uns ehrlich gesagt nicht in diese Ecke. Und zum zweiten sind wir dort keine geladenen Gäste. Ganz im Gegensatz zu dieser Ferienfreizeit, denn der Vater eines Erziehers hat die Kids dort zu sich eingeladen. Und…..
Er leitet einen großen Ferienpark in Weißrussland. Mit Eissporthalle und und und
Dass noch zusätzlich ein Muttersprachler mitreist ist ja wohl nur noch das Tüpfelchen auf dem i.
Aussicht
Demnächst steht das neue Hilfeplan-Gespräch mit dem Jugendamt an. Ich sehe diesem Gespräch seit diesem Jahr gelassen entgegen, denn die Entwicklung spricht für sich. Sie läuft nicht ganz gerade, aber in eine positive Richtung. Eine Förderung über die 6. Klasse hinaus wird wohl ein Thema sein und ich weiß, dass uns das Internat in der Hinsicht unterstützt, dass unser Kleiner diese Schule noch länger besuchen wird. Er holt zwar auf – in einem guten Tempo, ist aber noch nicht ganz dem Alter entsprechend.
Ansonsten steht erst mal die Weihnachtsfeier an und seine Patentante wird mich dieses Jahr begleiten, wenn ich dort hin fahre. Ich glaube beide freuen sich schon drauf. Ich sehe der Schule und dem Schuljahr nun sehr positiv entgegen und bin gespannt wie alles weiter geht.
Ich habe vollstes Vertrauen in diese Schule, die sie sich auch schon verdient hat. Es wird nie aufgegeben, sondern nach Lösungen gesucht. Vorwürfe findet man dort nicht, sondern immer konstruktive Ansätze eine Situation zu verbessern oder eine Lösung zu finden. Es wird nichts auf die Eltern abgewälzt, sondern selbst gelöst. Wir bekommen die Information – es wird mit uns abgestimmt.
6 Kommentare
Iris
Das lilest sich ja wirklich gut und ich wünschte, auch Regelschulen könnten solch ein Spektrum und diese Intensität bieten.
Melanie
hmm, ich weiß gar nicht ob das so gut ist. Der Große wäre im Internat sicher nicht so gut aufgehoben, der braucht eher die Herausforderung und wäre wohl auch mit den doch recht strengen Regeln dort überfordert.
Ansonsten plädiere ich wirklich für kleine Klassen, alles andere macht keinen Sinn.
Ali Aufguss
Das hört sich wirklich toll an. Trotzdem würde ich es glaube ich nicht übers Herz bringen, mein Kind in ein Internat zu geben. Und ein bisschen Angst hätte ich auch, was da für ein Schabernack getrieben wird, gerade wenn es in die Pubertät geht.
Aber im Internat zu lben ist sicherlich gut für die Selbstständigkeit.
Alles Gute für Euch!
Euer,
„Enforcer“ „Double A“ Ali Aufguss
Melanie
Ja, es ist toll und wenn das Internat die einzige Möglichkeit ist, muss man als Mutter zurücktreten und zum Wohl des Kindes entscheiden.
Bei unserem Kleinen steht eine seelische Behinderung im Raum und da muss man alles an Förderung nutzen, die helfen kann.
LG Mella
Alltagsheldin
Oh Mensch, das hört sich doch alles total klasse an. Positiver geht ja schon kaum noch. SUPER!
Ich persönlich sehe das wie Du: Klar hat man es als Mama (Eltern) schwer loszulassen, aber wenn es anders nicht geht?! Dann hat man die Wahl zwischen dem Versuch, und im Zusammenhang damit eben dem schwierigen Loslassen oder das Kind geht unter.
Der Liebste hatte ein ganz ähnliches Problem als Jugendlicher: Er war auf dem Gym, hatte ADS und falschen Umgang. Flog von der Schule und hätte im gesamten Landkreis nur noch eine Förderschule besuchen dürfen. Seine Eltern entschieden sich ihn auf ein Internat/in ein Heim und eine Privatschule zu schicken (in Zusammenarbeit mit dem JA). Er hat dort ein ziemlich gutes Abi gemacht und hat bald den Bachelor of Science. Hätten sie ihn hier behalten… nun, man kann nur spekulieren, aber er hätte sich wahrscheinlich zu Tode gelangweilt, der Umgang wäre geblieben und er wäre jetzt sicherlich nicht da, wo er nun steht!
Ich driffte ab – sorry.
Jedenfalls wünsche ich Deinem Kleinen weiterhin alles alles Gute und hoffe, dass sich auch weiter alles so positiv entwickelt!
Melanie
Danke für diese positive Rückmeldung und ich glaube auch ganz fest daran, dass es auch bei uns so laufen wird. Förderschule stand auch im Raum und wenn man überlegt, dass die meisten ADSler überdurchschnittlich intelligent sind, ist da nicht nur verschenktes Potential, sondern kann auch gewaltig nach hinten los gehen.
LG Mella