Langsam wird es ernst
Dieses Jahr steht bei den Kindern eine schulische Änderung ins Haus.
Während es beim Großen wie üblich völlig unproblematisch ablaufen wird. Sieht es beim Kleinen da schon wieder ganz anders aus. Typisch.
Also fangen wir mal beim einfachen Thema an. Der Große kommt dieses Jahr in die 7. Klasse (außer er würde wegen Religion und Erdkunde sitzen bleiben – jaja, das Lernen halt – sieht aber nicht so aus) und es stellt sich die Frage nach dem richtigen Zweig. Hier in Bayern gibt es verschiedene Zweige in den Realschulen und Gymnasien, die unterschiedliche Schwerpunkte legen. Wir haben die Auswahl zwischen den Technischen, Wirtschaftlichen, Sprachlichen oder Hauswirtschaftlichen Zweig in unserer Schule.
Der große Unterschied liegt wohl im Mathebereich – zumindest ist das das Fach in der 6. Klasse, woran man sich am besten orientieren kann.
Im Technischen Zweig muss man kapieren, warum man so rechnet, im Wirtschaftlichen Zweig zumindest die Rechnungen sinnvoll anwenden können und im sprachlichen Zweig herrscht die Sprachbegabung vor. Im Hauswirtschaftichen Zweig geht es hingegen mehr um Soziale Kompetenz.
Beim Großen ist es klar – Technischer Zweig – immerhin hat er schon 2 mal die beste Klassenarbeit in diesem Jahr abgeliefert. *stolzbin* . Laut Mathelehrer wäre auch jeder andere Zweig „eine Sünde“
Nun der Kleine.
Da steht der Wechsel von der Grundschule in die nächsthöhere Schule an. Wenn ich nach seinen Noten gehe, dann bleibt „nur“ Hauptschule übrig. Wenn ich nach seinem Potential und seinen Wünschen gehe, dann wäre es Gymnasium oder Realschule.
Erschwerend kommt seine bisherige Schullaufbahn mit zu vielen Lehrerwechseln und vielen Motivationsproblemen und somit einem erheblichen Rückstand hinzu. Teilweise wurde er schon als nicht mehr Regelschulfähig eingestuft. Doch in einer Sonderschule ist er auch nicht richtig aufgehoben, zumindest nicht in einer herkömmlichen Förderschule. Er bräuchte in unseren Augen schon eine Sonderschule, und zwar speziell für ADHS-Kinder ausgerichtet.
Leider ist es nicht so einfach, so eine Schule zu besuchen – also Elternwille zählt nur dann, wenn die Kosten komplett übernommen werden können. Leider wohnen wir in der Hinsicht am A… der Welt und somit kommt eigentlich nur ein Internat in Frage. Das nächstgelegen Internat nimmt allerdings nur Kinder auf, die vom Jugendamt „empfohlen“ wurden. Dies ist auch bei anderen ähnlichen Einrichtungen so.
Nun läuft bei uns also da Prozedere an.:
- Termin beim Jugendamt machen – mit der Frage was braucht ihr genau. – Erledigt
- Da aktuelles Gutachten nach den ICD10 mit allen 6 Achsen (fragt mich nicht was das ist) gebraucht wird – Termin in der Neuropädiatrischen Tagesklinik in Vogtareuth gemacht – bereits Ende November erledigt – Wartezeiten sind immer lang
- Gestern nun den Termin für nächste Woche bekommen. Das bedeutet wieder ca 2 Wochen Therapieblock – mit Schule nachholen, Großen entsprechend „fernversorgen“ und Fahrerei. Zum Glück haben wir es nicht weit und ich bin heilfroh, dass wir nun so schnell einen Termin bekommen haben
- Vorher noch alle möglichen Berichte, Gutachten, Zeugnisse, Lehreraussagen etc. einfordern und einsammeln, bzw. Vordrucke abgeben und dann holen…. Apropos, gleich diesen blanko Lehrervordruck suchen, den wir noch vom letzten Mal haben…
- Dann im Februar das Gespräch mit dem Jugendamt
- Anmeldung in der von uns erhofften Schule – Vorraussetzung ist, dass das Jugendamt sich vorstellen kann, dass unser Kleiner da hingeht.
- Alternativschulen suchen
- Alternativanmeldungen machen, falle es nicht klappt
- Zu Ostern dann evenutell Probetage
- Im Juli dann die Entscheidung
- Absagen der anderen Schulen oder hoffen dann da auch wirklich reinzukommen.
Wenn das mit unserer Wunschschule nicht klappt, stehen wir ehrlich gesagt ziehmlich auf dem Schlauch. Es gibt zwar noch ein paar Internate nicht allzuweit entfernt, doch sind das eher „Reiche Kinder“ Schulen und nicht speziell für unseren Keks. Spezialschulen für ihn wäre nur noch so möglich, das Mama-Taxi mit jeweils einfacher Fahrt von 1 Stunde möglich ist. Direkverbindungen nicht vorhanden. Das hieße dann für mich 1 Stunde hin, 1 Stunde zurück, Mittags auch.
Zur Hauptschule habe ich ein zwiespältiges Verhältnis. Es kann supergut gehen (es gibt dort tolle Klassen mit etwa 18 Schülern und guten Lehrern) oder es gibt genau das Gegenteil Ich weiß von Kindern, die in der Hauptschule erst mal so richtig abgebaut haben. Die Luft nach unten ist leider bei uns nicht mehr vorhanden. Zudem kommt es beim Kleinen sehr auf die Lehrkraft an. Wenn er jemanden hat, der auf ihn eingeht – kann alles gut gehen, wenn nicht……
Als weitere Alternativschule wäre noch Waldorf möglich. Ich weiß nicht, ob das für unser Kind der richtige Weg ist, da hier erst recht die „Anleitung“ fehlt. Er braucht noch sehr viel Führung.
Tja, das sind die uns momentan bekannten Alternativschulen, da werden wir wohl noch suchen und nach einer zweiten Nadel im Heuhaufen graben müssen. Wir waren ja schon über die erste Nadel froh.
Doch auch diese hat nicht unerhebliche Nachteile. Einerseits wäre es ein Internat – mit all seinen Vor- und Nachteilen. Zum Anderen kommen dort noch zustätzlich ganz andere Kosten auf uns zu, als bei einer Regelschule. Gerade spezielle ADHS-Schulen haben einen sehr hohen personellen Aufwand, der sich in den Schulkosten niederschlägt. Auch wenn dann das Jugendamt einen Teil übernimmt, wurde ich doch schon vorgewarnt, dass noch erhebliche Kosten auf uns zukommen werden. Diese erfahren wir allerdings erst bei der Anmeldung oder noch später, bei der Zusage. Aber wie gesagt – wirkliche Alternativen kann ich eben auch nicht sehen.
Auch ist wegen der bisherigen Schullaufbahn des Kleinen leider kein Platz mehr für Experimente – „so jetzt geh erst mal in die Hauptschule und wenn es nichts ist, dann wechselst Du halt.“ Dieser Zug ist abgefahren und jeder Wechsel verschlechtert nur noch seine Möglichkeiten.
Nun ja, wir werden sehen. 2011 wird in dieser Hinsicht zumindest spannend.
To be continued……
3 Kommentare
Mariella
Ist denn die Realschule nichts für ihn? Also mein Cousin hatte auch nur eine Hauptschulempfehlung, hat es dann aber auf der Realschule wirklich ziemlich weit gebracht. Da hat er sich richtig aufgeruckelt! Und nachdem er dann die mittlere Reife hatte, ist er dann sogar soweit gegangen sein Abi noch zu machen. Das hat er dann auch geschaft und mit einem Schnitt von 2,4. Also es gibt doch noch Wunder 😉
Mella
Leider nicht. Hier in Bayern braucht man auch einen gewissen Notendurchschnitt und den bringt er nicht. Zudem ist hier die Realschule wirklich groß 1300 Schüler.
Ich glaube auch, dass es bei ihm irgendwann klick macht und er das Feld von hinten aufrollt, doch momentan ist es halt noch nicht so weit.
Tina
Da möchte ich deinem Keks und euch noch die Daumen drücken. Sobald man ein Kind hat, dass nicht halbwegs in die Norm passt, wirds meist schwierig, aber ihr schafft das schon.
Grüßle