Arbeitsplatz in der Wohnung
Ich gebe es ja zu, ich arbeite von zu Hause aus. Schließlich habe ich auch keinen direkten Kundenverkehr – mein Mann ist mein Hauptauftraggeber und zum anderen ist es nicht nur kostengünstig sondern auch praktisch.
Ich bin für die Kinder immer erreichbar wenn was ist und habe keine langen Arbeitswege.
Doch die Nachteile sind auch eindeutig – ich bin immer für die Kinder erreichbar und auch für private Anrufe und und und.
Ich bin allerdings auch ein Mensch, der sich nicht so leicht ablenken lässt und stur seinen Tagesplan verfolgt. Dies gelingt manchmal besser, manchmal schlechter, doch das wäre sicher in einem externen Büro genauso. So fällt diese Problematik vieler Selbständiger, die zu Hause arbeiten schon mal weg. Dabei ist es mir sogar ziehmlich egal, ob ich nun am Schreibtisch im abgeschotteten Schlafzimmer sitze oder, wie jetzt in den Ferien, am Küchentisch. Ich schaffe es meine Arbeit konsequent durchzuziehen. In den Ferien arbeite ich lieber in der Küche, da ich so die Kinder besser im Blick habe. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich mein Arbeitspensum in den Ferien auf das Mindestmaß begrenzt habe und keine „Sonderarbeiten“ erledigen konnte, da die Kinder schon eine gewisse Ablenkung bedeuten und es nun doch erheblich ruhiger geworden ist. Ja, es ist heute der erste Schultag und dies merkt man eindeutig am Geräuschpegel. Doch trotz allem habe ich es geschafft, am Code von meinem neuen Projekt zu schrauben und dort noch ein paar Änderungen zu machen.
Leider nimmt man meine Arbeit oft nicht so ernst, wie sie eigentlich ist – denn ich bin ja Zuhause. Da könnte ich ja und da ist es ja nicht weit etc. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich meinen „Beruf“ nicht richtig beschreiben kann. Was bin ich denn? Einerseits gelernte Versicherungskauffrau, andererseits Hausfrau. Nun arbeite ich nicht mehr in der Versicherungsbranche und für eine Hausfrau bin ich zu schlampig und lasse die Wollmäuse ihre Existenz als Katzenspielzeug. Dann arbeite ich noch im Internet. Ich betreibe einige Webseiten, die ich für meinen Mann erstellt habe, habe ein paar eigene Blogs, davon 2 für die ich tägliche Artikel schreibe, wie jetzt hier auf Trampelpfade. Bei Bedarf realisiere ich auch Webprojekte für Kunden meines Mannes und zudem auch noch fremde Texte nach Anfrage.
Wie bezeichnet man diese Art von Arbeit, die mich doch immerhin einige Stunden in der Woche kostet und eine gute Teilzeitstelle darstellt (auch wenn sie noch nicht so ganz das Geld bringt – aber das erwarte ich nach etwa 2 Jahren auch noch nicht – da ich wirklich bei NULL angefangen habe und die Lehrzeit mit reinfällt). Aber immerhin verdiene ich damit Geld und zwar soviel, dass ich einerseits weiter mache und trotzdem für die Kinder da sein kann.
Denn das war bei meiner letzten Arbeit das schlimmste – einerseits pünktlich den Stift fallen lassen müssen, obwohl man eigentlich noch die Arbeit gerne fertig gemacht hätte und andererseits den Streß immer pünktlich für die Kinder da sein zu müssen. Und dann hat man doch immer wieder mal eine Kinderbetreuung gebraucht, das Auto für den Anfahrtsweg etc. Da war der Weg in die Selbständigkeit , auch wenn dann die finanzielle Sicherheit fehlt, für mich schon eine sehr gute Lösung, denn gerade der Kleine braucht leider immer noch sehr viel Betreuung und Führung, so dass ich auch pünktlich bei ihm sein muss. Hier kann ich es mir so einteilen und wenn eine Arbeit nicht fertig geworden ist, kann ich mich notfalls auch mal Abends hinsetzen und sie fertig machen.
Doch so lange ich für mich keine vernünftige Berufsbezeichnung finde, so lange wird es mir auch schwer fallen, meine Tätigkeit nach außen zu publizieren und auch durchzusetzen.
Selbständig alleine reicht nicht und Webprojektierer reicht auch nicht und wirft zu viele Fragen auf. Blogger verschweigt andere wichtige Teile meiner Arbeit, genauso wie Texter. Webdesigner schimpfen sich die ganzen anderen Agenturen, die eigentlich was ähnliches und doch ganz anderes machen als ich.
Vielleicht fällt Euch ja was ein. Einfach her in den Kommentaren
2 Kommentare
Sylvia
Ich finde es schon mal super, dass du dich trotz Schreibtisch daheim nicht von deinem Tagesablauf ablenken läßt. Das war und ist eines meiner Hauptprobleme, es fängt an mit einem innerlichen „nur mal schnell…“. Nur mal schnell noch die Waschmaschine anwerfen, nur mal schnell doch ans Telefon gehen, und so weiter.
Allerdings schaffe ich es auch jetzt, mit einem richtigen und externen Büro, mich ablenken zu lassen. Und meine Kinder mit ihren speziellen Bedürfnissen funken ständig zwischen meine Pläne, aber das ist bei uns eben so. Nervt aber trotzdem.
Ich finde, „Webdesigner“ klingt gut, aber ich habe keine Ahnung, warum das nicht genau das ist, was du machst. Dass Frau nicht ernst genommen wird, mag aber nur am Rande an einer Berufsbezeichnung liegen. Ich denke, der Knackpunkt ist erstens das externe Büro – ich war schon über 10 Jahre selbständig, als ich „ausgezogen“ bin, und plötzlich reagieren selbst alte Stammkunden viel respektvoller – zweitens aber die Tatsache, dass du (so habe ich es zumindest verstanden) nicht in Vollzeit arbeitest, sondern erkennbar noch Kinder und Haushalt abdeckst.
Wärst du auch nur Aushilfe irgendwo, aber eben mit vielen Stunden und weg von daheim, würdest du sicher „mehr“ berufstätig gelten als jetzt.
So jedenfalls ist mein Eindruck. Ich bin bei vielen Leuten in meinem Umfeld immer noch sowas wie ’ne Hausfrau mit Laptop *seufz*.
Daher habe ich leider keinen ultimativen Tipp
Mella
Huhu Sylvia,
schön zu hören, dass es nicht nur mir alleine so geht. Und ja, auch wenn ich etwa 30 Stunden in der Woche opfere, bin ich für die Außenwelt doch wohl nur die Mutter (mit Laptop).
Webdesigner möchte ich mich deshalb nicht nennen, da sich Hinz und Kunz so nennen und es leider kein geschützter Begriff ist. Du weißt ja auch aus Deinem beruflichen Umfeld, was dann da unter nicht geschützten Berufsbezeichnungen so alles auftaucht. Außerdem bin ich nicht der super Designer, kann dafür aber ganz gut schreiben und sauber programmieren. (Für einen reinen Programmierer aber viel zu wenig 🙂 )